Kalorienfiebel

Wenn Essen nur aus Zahlen besteht

Lange habe ich überlegt ob ich diesen Beitrag veröffentlichen soll. Menschen die mich heute kennen lernen, wissen nichts von dieser Geschichte. Nicht weil ich es verheimlichen will, sondern weil es so weit in der Vergangenheit liegt, als wäre es in einem anderen Leben gewesen. Weil es für mich einfach kein Thema mehr ist und es mich nicht mehr beschäftigt.

Ich will Mut machen

Ich habe mich entschlossen diesen Beitrag doch zu veröffentlichen, weil ich anderen Menschen Mut machen will. Mut machen, dass man diese Krankheit besiegen kann und sie hinter einem lassen kann. Mein Artikel richtet sich auch an Eltern die ein magersüchtiges Kind zu Hause haben – ich möchte euch mit meiner Geschichte Mut schenken.

Mein Weg in die Krankheit

Mein Weg in die Magersucht begann in der Pubertät. Mit etwa 60 kg war ich nicht dick, aber eben auch nicht dass schlankeste Mädchen in der Klasse. Am Anfang waren es nur drei bis vier Kilo die ich abnehmen wollte.

Geendet hat es bei etwa 35 kg bei einer Größe von 167 cm. Ich war zu schwach um Lebensfreude zu haben. Mein Lebensinhalt bestand darin möglichst wenig Kalorien zu mir zu nehmen. Ich hatte riesige Angst vor kalorienreichen Essen. Die Kalorienfiebel konnte ich auswendig.

Mir wurde Intimsphäre genommen

Es hat mit zwei langen Krankenhausaufenthalten geendet. Als minderjähriges Mädchen wurden mir dort jede Intimsphäre genommen. Ich durfte nicht alleine duschen, aufs Klo gehen und schon gar nicht alleine essen. Ich durfte nicht entscheiden wann, was oder wieviel ich essen will.

Tagebuch eines magersüchtigen Mädchens
Mein Tagebuch aus der Zeit im Krankenhaus

Meine ganze Familie litt unter meiner Erkrankung. Vor allem natürlich meine Mama, mein Papa und meine drei Geschwister – mein kleiner Bruder bekam sehr viel ab. In einem Alter, in dem er noch zu klein für solche Sorgen war. Es tut mir leid was ihr mit mir durchmachen musstet.

Sonst wären wir zerbrochen

Wir sind stärker geworden. Wir haben so viel gelernt. Wir haben gelernt die Krankheit und mich getrennt zu sehen – sonst wären wir daran zerbrochen.

Wir haben es geschafft. Ich habe es geschafft. Und ich möchte danke sagen. Auf meinen Weg zurück in ein lebenswertes Leben habe ich so viel Hilfe bekommen. Dafür bin ich heute noch unendlich dankbar.

Die Magersucht ist für mich ein Teil meiner Vergangenheit aus dem ich gestärkt hervorgegangen bin. Ich habe viel über mich gelernt.

Ich will ehrlich sein

Ich bin ehrlich zu euch. Ganz zufrieden bin ich mit meinem Körper heute nicht. Gerne wäre ich ganz ein klein bisschen schlanker. Aber ich mag meinen Körper und ich bin ihm dankbar. Dankbar, dass ich eine schwere Erkrankung überstanden habe. Dankbar, dass mein Körper drei wunderbare gesunde Kinder hervorgebracht hat.

Es ist heute so schön Essen als etwas positives zu sehen. Essen gibt Kraft und Lebensfreude. Es ist so wunderbar das Essen zu genießen. Sich keine Gedanken darüber zu machen wie viele Kalorien das Essen hat. Die Freude am gesunden Essen will ich auch meinen Kindern mitgeben. Danke!

Das ist meine Geschichte mit der ich euch Mut machen will. Mut machen will, die Krankheit hinter euch zu lassen. Ich bin so dankbar diese Krankheit besiegt zu haben. Es ist so wunderbar Essen genießen zu können und hinter dem Essen keine Zahlen zu sehen. Ich freue mich gesund zu sein. In mir steckt eine riesige Lebensfreude. Ich feier das Leben.

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